Zum Jahresende

Jetzt habe ich schon 350 mal voller Bewunderung über Vietnam berichtet. Zeit, auch einmal zu schreiben, was mir hier auf den Sack geht:

1. Salat

Zum Essen kriegt man hier oft eine Unmenge frischer Kräuter und Salat. Doch was machen sie mit den wunderbar knackigen Blättern? Sie schmeissen sie in die Suppe, damit sie ja lampig werden. Diesmal habe ich für den Notfall eine Flasche French Dressing aus der Schweiz mitgenommen. Egal, wenn sie mich auslachen. 

2. Garzeit

Hier nimmt man sich stundenlang Zeit, Fleisch mürbe zu kochen. Wunderbar ist das für ein Ragout. Doch wenn ihnen einmal ein Rindsfilet in die Hände fällt, wird auch dieses zu Tode gekocht. Das gilt auch oft für Eier.  Bis sie grünbraun verfärbt sind. 

3. Hoi und tschüss 

Es ist hier nicht üblich, Freunde zu begrüssen und zu verabschieden. Es wird gleich losgeplappert, und plötzlich ist einer verschwunden. Bestenfalls sagt er davor noch "ich gehe".

4. Geldfrage

Während in der Schweiz gilt "über Geld spricht man nicht, man hat es", ist hier spätestens die dritte Frage in einem jeden Smalltalk "wieviel verdienst du?". Jetzt kann ich endlich antworten "nichts".

5. Flipflop-Socken

So elegant man sich hier für eine Party oder im Geschäftsleben kleidet, so leicht und bequem bis unerotisch muss es im Alltag sein. Das hat unserer Stadt auch schon den Übernamen "Pyjama City" eingebracht.

6. Plastiksäckli

Zwar wird in der Stadt bereits getrennt entsorgt und rezykliert, doch wird immer noch alles einzeln in Plastikbeuteln und dann noch zusammen in grösseren Säcken etc. verpackt. Auf dem Lande bis in den tiefsten Dschungel landen diese immer noch auf dem Boden. Und dort bleiben sie auch liegen. 

Mehr zum Meckern fällt mir gerade nicht ein. Ich geniesse Vietnam in vollen Zügen. Guets Neus!

Geburtstagsparty

Meinen heutigen Geburtstag haben wir mit Freunden und Familie auf unserer Dachterrasse gefeiert. Das ausgezeichnete Essen hatten wir bestellt, darum kaum Arbeit und minimale Kosten. 

Natürlich durfte auch die Geburtstagstorte nicht fehlen...

... und später das Karaoke. 

Schnelldessert

Die Vietnamesische Honigmelone ist kaum grösser als ein Apfel und deshalb ideal um eine Kugel Glacé reinzulegen, hier die Sorten Mungobohne und Taro.

Welche ist die schönste in der Stadt?

Und nochmals: Kirchen und ihr Weihnachtsschmuck. Die wahrscheinlich schönste ist die "pink church" Tân Định im District 3. Sie ist in verschiedenen Rosa-Tönen gehalten und innen mit riesigen Kronleuchtern beleuchtet. Ebenso üppig die Weihnachtsbeleuchtung mit Christbäumen, Neon und Lichterketten. 

Anders als in der Schweiz ist die Heiligabendmesse inkl. Videoübertragung auf den Vorplätzen so gut besucht, dass weiträumig abgesperrt werden muss. 

VIP-Parkplatz

Kein Scherz, an einigen Orten wie dieser Shopping Mall gibt es nahe dem Eingang (und der Security) Parkplätze, die den VESPAs vorbehalten sind. 

Lichterglanz

Die Notre Dame de Saigon ist zur Zeit in einem Baugerüst. Kein Hindernis für eine grossartige Weihnachtsbeleuchtung.

Auf dem Rückweg vom District 1 darf natürlich eine Erfrischung mit Bier nicht fehlen. Diesmal mit dem aktuellen Seasonal Pale Ale (6.5%) und dem Pomelo IPA (6.2%).

Weihnachtsstrasse

Im katholikenreichen District 8 ist die Hauptstrasse Phạm Thế Hiển über 3 Kilometer lang weihnachtlich geschmückt. 

Eine Kirche hat sich in einen bunt beleuchteten Eisberg verwandelt. 

Riesige Krippen und Verkaufsstände säumen die Strasse...

...und locken tausende Besucher an.

Der Verkehr kommt fast zum Erliegen.

Vietnamesische Hochzeit 2

In Saigon gibt es unzählige pompöse Eventlokale, speziell für Hochzeiten.

Am Tag 2 sind hier rund 200 Gäste eingeladen. 

Wohlgemerkt, das Brautpaar ist aus einfachen Verhältnissen, aber wie gesagt, man gibt alles.

Die älteren Herren der Verwandtschaft haben mich wiedererkannt, und ich muss als erstes mit jedem einen Halben trinken. Die Kadenz bleibt hoch, und das ist gut so, denn so pünktlich die Party begonnen hat, so pünktlich endet sie. Aber erstmal gibt es einen 7-Gänger mit perfektem Service. 

Dazwischen Show-Einlagen,

und das Paar trinkt auf die ewige Liebe. 

Vietnamesische Hochzeit 1

Eine Cousine heiratet. Die Bräuche sind streng geregelt, die Feier zieht sich über zwei Tage. 

Heute trifft sich die Familie zunächst im Elternhaus der Braut. Die Gasse ist gesperrt, Nachbarn leiten den Verkehr um.

Drinnen wird der Toten gedacht, und anschliessend werden die Geschenke übergeben. Für diese und für die Feierlichkeiten geben die Familien alles, oft stürzen sie sich gar in Kredite.

Danach geht es in die Kirche. In diesem Falle ein stark vereinfachtes Verfahren, da der Bräutigam nicht katholisch ist.

Es folgt ein Fotoshooting, und man geht zurück ins Haus. Dort gibt es erstmal Bier und natürlich auch ein vielgängiges Mittagessen. Das eigentliche Fest ist aber erst morgen. 

Was hat sich geändert in 3 Monaten?

1. Wie im August angekündigt, sieht man auf der Strasse schon überall türkisfarbene Töff-Taxis: Das vietnamesische Produkt von Vinfast fährt elektrisch. 

2. Obwohl sich die Inflation in Grenzen hält, hat der Schweizer Franken ein Rekordhoch erreicht: Erstmals erhalten wir (im Goldladen) 2.8 Millionen Đông für 100 CHF. Der gefüllte Einkaufswagen ist noch günstiger. 

Da sind wir wieder!

Die Nachbarn haben uns herzlich begrüsst, und das "Grotto" neben unserem Haus hat, anders als zuvor, am Abend offen. Die Bouillon mit Dim Sum ist auf den Klimaschock genau das Richtige. 

Pause

Mitte Dezember geht es weiter. 

Geissenschmaus

Wir hatten noch Budget, unsere Toilette im Parterre plätteln zu lassen. Anlass genug für einen Bier-Apéro mit den Handwerkern. Und wie schon mehrfach berichtet, geht Biertrinken nicht ohne urchiges Essen. Wir sind in einem Gitzi-Restaurant.

Hier gibt es alles von der Ziege:

(von links) Blutwürfel mit Gemüse, Omelette mit Hirn und gefüllten Darm, sowie Rippli mit Nudeln. Alles sehr schmackhaft ohne jeden Stallgeruch (nüt böckelet).

Und die fleissigen Bierbienen füllen unentwegt Eis und Bier nach.

Happy Birthday

Und schon kommt die nächste Sause: Thái hat Geburtstag. So etwas feiert man in einem grossen Eventlokal mit Freunden. 

Schon der Töffparkplatz lässt die Dimensionen dieses Gastrobetriebes erahnen. Restaurant mit hunderten von Sitzplätzen, Bankettsäle in allen Grössen und VIP-Zimmer. 

Service und Speisen sind hervorragend. 

Danach geht es in ein Karaoke.

Das ist hier nicht eine schummrige kleine Bar voller Besoffener, sondern ein mehrstöckiges Haus mit getrennten Private-Karaoke-Räumen.

Unser Séparée kommt mir vor wie das Innere eines Flipperkastens. Zumindest in unserem Fall geht es sehr gesittet zu.

Hungergeister 2

Cô Hồn wird den ganzen Mondmonat gefeiert, auch in unserer Nachbarschaft. 

Einer wirft Snacks über sein Tor,

dann kommen in Dreiecke gefaltete Geldscheine dahergeflogen. Reichtum symbolisierendes Papier wird verbrannt und Reiswein verschüttet.

Jeder versucht, so viel wie möglich zu ergattern. 

Wir bringen es sage und schreibe auf 20'000 Đồng. Das sind sind fast 75 Rappen.

1. August am 2. September

Vom Nationalfeiertag merkt man nicht viel. Nur Banken und Verwaltung haben geschlossen. Von 21 bis 21.15 Uhr gibt es offizielle Feuerwerke. Eines sehen wir von unserer Dachterrasse aus. Nichts Besonderes. 

Fahne gehisst

Jetzt ist auch unser Haus beflaggt. Morgen ist der Vietnamesische Nationalfeiertag. Am 2. September 1945 hat Hồ Chí Minh Vietnam für unabhängig erklärt. 

Hinausgeworfenes Geld

Heute, am Vollmondtag des 7. Monats nach Mondkalender, ist das Geisterfest oder der Tag der Hungergeister, genannt cô hồn. Unabhängig von der Religion wird geglaubt, dass dieser Tage die Tore zum Jenseits geöffnet sind und die hungrigen Seelen der Toten herum irren. Also gilt es, diese zu füttern. Die Einen tun dies symbolisch, indem sie auf der Strasse Geld verbrennen. Andere spenden Geld und Nahrungsmittel an lebende Hungergeister, das heisst an Bedürftige. Das kann hier auch bizarre Formen annehmen:

(Bild: VNexpress, es wäre ziemlich gefährlich, hier selber zu fotografieren)

Einige Leute, aber auch Geschäfte werfen Geldscheine aus den oberen Etagen, welche dann von der Menschenmenge auf der Strasse aufgefangen werden. Andere stellen vor ihrem Haus Tische mit Opfergaben auf. Das Anzünden eines Bündels Räucherstäbchen durch den Besitzer ist dann der Startschuss, wonach die Passanten die Waren mitnehmen können. 

Beide dieser Praktiken arten meistens aus, indem die "Geister" mit Netzen, umgekehrten Schirmen, Säcken und Kartons gierig möglichst viel erhaschen wollen. Nicht selten kommt es dabei zu Unfällen und Schlägereien. 

Die Spender kümmert das wenig. Sie gedenken der Toten und erhoffen sich mehr Reichtum. 

Drachenblut

Hier sieht man einmal gut, wie man Drachenfrüchte unterscheiden kann:

Auf die äusserliche Farbe kann man nicht gehen. Die Form der Blätter verrät es jedoch: Früchte mit rubinrotem Fleisch haben dicke, krallenförmige Blätter. Die mit weissem Fruchtfleisch flache, langgezogene.

Übrigens, das Kilo weisse Drachenfrucht kostet hier 55 Rappen, die rote 73 Rappen. In der Schweiz zahlt man für eher dürftige Qualität 8 Franken pro Kilo.